Der Ursprung des Familienunternehmens Heraeus reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Im Oktober 1660 übernimmt Isaac Heraeus (1636–1676, Sohn von Dr. med. Johannes Heraeus) die damalige Faucque-Apotheke in Hanau-Neustadt. 1668 eröffnet er am Marktplatz in der Hanauer Neustadt seine eigene Apotheke unter dem Namen „Zum weißen Einhorn“. Damit hat die legendäre Einhorn-Apotheke ihren endgültigen Platz in Hanau gefunden und Heraeus gilt heute als eine der ältesten Apotheker- und Unternehmer-Dynastien in Deutschland. Das Gebäude selber existiert nicht mehr, da es den Luftangriffen der Alliierten auf Hanau im 2. Weltkrieg zum Opfer fiel. Eine Gedenktafel der Stadt Hanau erinnert aber heute an diesen Meilenstein deutscher Industriegeschichte.
Franz Heraeus (1661–1707), ältester Sohn von Isaac Heraeus, führt die väterliche Apotheke von 1683 bis 1707, und hat den ersten Kontakt mit Edelmetallen in der Heraeus-Geschichte. Aus einer alten Urkunde geht hervor, dass sich Franz Heraeus schon 1694 mit Gold beschäftigt, denn zu dieser Zeit liefert er Feingold zur Vergoldung von Buchstaben, Knopf und Hahn der französischen Kirche in Hanau. Die Einhorn-Apotheke wird über insgesamt sechs Generationen bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich als gräfliche Hofapotheke geführt.
1851 übernimmt Wilhelm Carl Heraeus (1827–1904) die Einhorn-Apotheke von seinem Vater Esay Heraeus (1785–1830) und entwickelt sie zu einem der bedeutendsten Familienunternehmen weltweit weiter. Der Apotheker und Chemiker wird durch die in Hanau ansässige Goldschmiedekunst auf das Platin-Problem aufmerksam. Das Edelmetall ist in der Schmuckerzeugung sehr gefragt, doch es mangelt an industriell verwertbaren Mengen. Platin konnte bislang nur weißglühend geschmiedet und gepresst werden, da es extrem zäh ist und einen sehr hohen Schmelzpunkt (1769 °C) hat. Wilhelm Carl Heraeus findet eine Lösung zur Erzeugung hoher Temperaturen. Nach langwierigen Versuchen gelingt es ihm 1856, zwei Kilogramm Platin in einem eigenentwickelten Knallgasgebläse (Knallgas ist ein Gemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff) zu schmelzen.
Die „Erste Deutsche Platinschmelze“ ist geboren und ein Stein ins Rollen gebracht. Schon bald hat das junge Unternehmen W. C. Heraeus Kunden in aller Welt: Goldschmiedewerkstätten, Schmuckfabriken, Zahnfabriken, chemische Laboratorien und zahlreiche andere Industriezweige. Bis 1870 produziert Heraeus jährlich 20 bis 50 Kilogramm reines Platin, zwischen 1875 bis 1879 werden bereits bis zu 400 Kilogramm pro Jahr verkauft, 1888 über 900 Kilogramm. Wilhelm Carl Heraeus experimentiert weiter und findet immer neue Anwendungsgebiete, dazu gehören die auch heute noch in Laboren weltweit geschätzten Tiegel und Schalen aus Platin und Platinlegierungen.
Die Söhne des Firmengründers, Dr. Wilhelm (1860–1948) und Heinrich Heraeus (1861–1910), führen das Unternehmen ab 1889 weiter und profitieren vom erwachenden Industriezeitalter und der weltweiten Industrialisierung. Die chemische Industrie, die Stahlindustrie, die neu entstandene Glühlampenindustrie und die Zahnmedizin benötigen große Mengen Platin. Ende des 19. Jahrhunderts verarbeitet Heraeus 1000 Kilogramm Platin jährlich und zieht mit 40 Mitarbeitenden in neue Werksräume vor den Toren der Stadt Hanau, dem heutigen Hauptstandort des Unternehmens. Die beiden Brüder treiben Forschung und Entwicklung voran und nehmen 1890 einen Schulfreund mit ins Boot: Dr. Richard Küch (1860–1915). Der Physiker und Chemiker legt mit zahlreichen Innovationen den Grundstock für viele Geschäftsfelder, die noch heute das Unternehmen prägen. Er betrieb weiterhin Grundlagenforschung und war 1891 am ersten Patent der Firmengeschichte beteiligt.
So veredelt Heraeus seit 1896 Glas- und Keramikoberflächen mit keramischen Farben wie Glanzgold oder Glanzplatin. 1899 stellt das Unternehmen durch Schmelzen von Bergkristall im Knallgasgebläse bei 2000 °C erstmals blasenfreies Quarzglas hoher Reinheit her. Der lichtdurchlässige und hochreine Hightech-Werkstoff ist heute als Material für Glasfasern für schnelles Internet unentbehrlich. Mit der Original Hanau® Höhensonne (1904) gelten Küch und Heraeus als Erfinder der UV-Hochdrucklampe und Wegbereiter der Körperbestrahlung mit künstlichen Lichtquellen zur medizinischen Lichttherapie.
Auch geschäftlich geht Heraeus neue Wege. Die USA wird ab 1889 zu einem wichtigen Absatzmarkt für Platin und Platinprodukte. Jährlich werden mehrere hundert Kilogramm des Edelmetalls aus Hanau nach Übersee geliefert. Platin fand aufgrund seiner besonderen Merkmale wie der Widerstandsfähigkeit gegen Säure und Hitze Verwendung in der Chemie und Physik, unter anderem für wissenschaftliche Geräte, Tiegel und Schalen. Bereits im 19. Jahrhundert wurde Platin für Haltestifte zum Fixieren von künstlichen Zähnen, Leuchtdrähte in Glühlampen und nichtkorrodierende elektrische Kontakte in Telefonen.
Großen Anteil an diesem Erfolg hat Charles Engelhard (1867–1950). 1896 wandert der Schwager der beiden Heraeus-Brüder von Hanau in die USA aus und wird ein führender Repräsentant des Konzerns. 1902 gründet er die Engelhard Corporation, ein Unternehmen zur Raffination von Platin, Gold und Silber.
1909 wird Heraeus von einer offenen Handelsgesellschaft in die W. C. Heraeus GmbH umgewandelt. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist aus der einstigen Hof-Apotheke die größte Platinschmelze der Welt mit über 400 Mitarbeitenden, zehnmal mal mehr als noch in der kleinen Schmelze am Marktplatz.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs liegt das Platingeschäft von Heraeus brach, vor allem durch den Wegfall des Amerikageschäfts. Die Platinvorräte sind fast aufgebraucht, neues Material ist nur schwer zu beschaffen. Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise ist der Forscherdrang ungebrochen. So konzentrierten sich die Forschungsaktivitäten vor allem auf Recyclingtechniken. Gleichzeitig wurde nach geeigneten Materialien und Ersatzstoffen für die Edelmetalle gesucht.
In den 1920er-Jahren übernimmt die nächste Generation die Führung des Unternehmens: Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus (1900–1985), Sohn von Wilhelm Heraeus, ist fast 40 Jahre für die technische Leitung des Unternehmens verantwortlich, sein Vetter Dr. Reinhard Heraeus (1903–1985) kümmert sich fast ebenso lang um die kaufmännischen Belange. Neue Geschäftsfelder werden erschlossen und alternative Edelmetalllegierungen entwickelt, z. B. kostengünstige Prothesen- und Füllungsalternativen für Gold und Platin in der Zahnmedizin. Eine der großen Innovationen ist das Schmelzen metallischer Werkstoffe im Vakuum. Der Physiker Der Physiker Dr. Wilhelm Rohn (1887-1943) führt 1919 die Vakuummetallurgie bei Heraeus ein. In elektrischen Widerstandsöfen werden unter Vakuum hochschmelzende Nichtedelmetalle im Tonnenmaßstab erschmolzen und völlig neue Legierungen hergestellt: z.B. Chrom-Nickel-Legierungen als Ersatz für Platindrähte in Thermoelementen. Daraus entstand kurzzeitig das selbstständige Unternehmen Heraeus Vakuumschmelze, das innerhalb von zehn Jahren 84 deutsche Patente anmeldete. Das Familienunternehmen wächst kontinuierlich und entwickelt sich zu einem Multi-Produkt-Konzern.
Hatte sich während der großen Wirtschaftskrise (1928–1932) die Belegschaft auf fast 400 halbiert, beschäftigt Heraeus 1939 wieder über 1000 Mitarbeitende mit einem mit einem Jahresumsatz von 20 Millionen Mark. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs ist diese Entwicklung vorerst zu Ende. In den Kriegsjahren stellt Heraeus wie viele Unternehmen in dieser Zeit seine Produktion auf die Fertigung rüstungsrelevanter Güter um, wie beispielsweise Katalysatoren für FLAK Scheinwerfer. Zudem beschäftigte der Konzern auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus sieben Ländern. 1944 und 1945 werden die Betriebsanlagen in Hanau bei Bombenangriffen der Alliierten fast völlig zerstört. Die Rolle des Unternehmens im Dritten Reich lässt Heraeus in den 1990er Jahren in einer unabhängigen wissenschaftlichen Studie durch den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt aufarbeiten. 1999 tritt Heraeus dem Fond der Stifterinitiative der deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zur Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bei.
Nach Kriegsende stellt Heraeus zunächst Konsumgüter wie Kochtöpfe, Heizplatten oder Tauchsieder her, 1946 fertigt das Unternehmen auch wieder Laborgeräte und Platin-Katalysatornetze für die Industrie. Anfang der 1950er Jahre beschäftigt Heraeus über 1200 Mitarbeiter und das Produktionsvolumen erreicht nahezu das Niveau der Vorkriegszeit. Im Zuge des Wirtschaftswunders wächst das Unternehmen kontinuierlich. Der Ausbau der Produktionsstätten und die Intensivierung der Forschungstätigkeiten legen in dieser Phase den Grundstein für die Produktvielfalt bei W. C. Heraeus. Produktionsschwerpunkte sind die Hochvakuumtechnik und die Kontakttechnik. 1969 schafft es Hanauer Quarzglas sogar bis auf den Mond. Die Apollo-11-Mission lässt einen Laserreflektor zur genauen Bestimmung der Entfernung Erde-Mond auf der Oberfläche zurück. Das weltraumstabile Quarzglas für den immer noch funktionsfähigen Reflektor kommt von Heraeus.
Heraeus setzt in den 1950er- bis 1970er-Jahren auf Diversifikation und expandiert durch eigene Entwicklung, Werkstoffkompetenz sowie durch Zukäufe und erschließt neue, internationale Märkte. 1958 wird die erste ausländische Vertriebsgesellschaft in Frankreich gegründet. Es folgen Auslandstöchter und Beteiligungen u. a. in Italien, den USA, England, Schweiz und Japan sowie Fertigungsstätten in Korea und auf den Philippinen. In Japan und den USA wurden neue Quarzglaswerke gegründet, gefolgt von Produktionsstätten in Korea und auf den Philippinen für Kontaktierungsdrähte aus hochreinem Gold für Halbleiterbauelemente, sogenannte Bonddrähte. Ende 1964 scheidet Wilhelm Heinrich Heraeus nach fast 40 Jahren aus der Geschäftsleitung aus.
1970 wechselt Reinhard Heraeus nach fast 40 Jahren als Geschäftsführer in den Aufsichtsrat. Eine neue Geschäftsführung unter Vorsitz von Helmut Gruber (1919–1989) treibt die Internationalisierung des Konzerns voran und gründete 1974 die erste Verkaufsniederlassung für Edelmetalle in Hong Kong. Es folgen weitere Werke in China und Taiwan. 1979 übersteigt der Auslandsumsatz erstmals den Inlandsumsatz. Anfang der 1980er Jahre ist Heraeus aufgrund vielfältiger Diversifizierungsprozesse enorm gewachsen und wirtschaftlich relativ unempfindlich gegen Markschwankungen einzelner Produktbereiche.
1983 übernimmt mit Dr. Jürgen Heraeus (geb. 1936, Sohn von Reinhard Heraeus) die vierte Generation seit Wilhelm Carl Heraeus (und die zehnte Generation seit Isaac Heraeus) die Unternehmensleitung. Er gehört der Geschäftsleitung seit 1970 an. Unter seiner Führung vollzieht sich der Wandel zum global agierenden Technologiekonzern. Er gründet 1985 die Heraeus Holding GmbH als strategische Management-Holding und strukturiert das operative Geschäft in fünf dezentrale, selbstständig operierende Führungsgesellschaften. In den neuen Geschäftsbereichen Edelmetalle/Metalle, Sensoren, Dental- und Medizinprodukte, Quarzglas und Speziallichtquellen liegen die Kernkompetenzen des Unternehmens, die eine hohe Rentabilität ermöglichen. Diese nachhaltige Umstrukturierung und Fokussierung machen das Unternehmen fit für das neue Jahrtausend.
Heraeus bleibt innovativ: Mit der Entwicklung des Platin-Widerstandsthermometers in Dünnschichttechnik gelingt ein Meilenstein in der Optimierung von Temperatursensoren. Das Unternehmen baut das Edelmetallrecycling weiter aus und wird weltweit führend bei der Wiedergewinnung wertvoller Edelmetalle aus verbrauchten Katalysatoren, Elektronikschrott und Produktionsabfällen. Für Heraeus Quarzglas ist 1991 doppelt historisch: In Hanau explodiert ein Wasserstofftank und zerstört große Teile des Werksgeländes. In Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) wird nach der Wiedervereinigung der Grundstein für die größte Fabrik zur Produktion von synthetischem Quarzglas gelegt. Daraus werden jährlich Millionen Kilometer Lichtleitfasern für schnelles Internet hergestellt.
Anfang 2000 übernimmt Dr. Jürgen Heraeus den Vorsitz im Aufsichtsrat. Das neue Jahrtausend beginnt für Heraeus erstmals mit einer Geschäftsführung, in der kein Familienmitglied sitzt. 2001, im 150. Jubiläumsjahr seit Übernahme der Einhorn-Apotheke durch Wilhelm Carl Heraeus, hat der Technologiekonzern über 9100 Mitarbeitende und einen Umsatz von fast 7 Mrd. Euro. Das Unternehmen setzt auf ein breit aufgestelltes Produktportfolio und fokussiert sich auf Schlüsselmärkte, die durch hohe Markteintrittsbarrieren und nachhaltiges Wachstum geprägt sind. Schwerpunkte sind die Bereiche Umwelt, Gesundheit, Mobilität, Kommunikation und Energie.
Nach der Finanzkrise 2008 erzielt Heraeus unter der Geschäftsführung von Dr. Frank Heinricht und Finanzvorstand Jan Rinnert (Schwiegersohn von Dr. Jürgen Heraeus) mehrmals in Folge Umsatzrekorde, z.B. 2011 mit einem Rekord-Produktumsatz von 4,8 Mrd. Euro. Der Edelmetallhandelsumsatz überschreitet erstmals die Marke von 20 Mrd. Euro. Insbesondere die Abnehmerindustrien der Automobil- und Kommunikationselektronik, Medizin, Stahl, Halbleiter und Umwelttechnik und der Photovoltaik tragen zu diesem Erfolg bei. Seit 2009 ist der Geschäftsbereich W.C. Heraeus in die neuen Geschäftsbereiche Heraeus Precious Metals und Heraeus Materials Technology aufgeteilt.
Innovationen bleiben ein Schlüssel für den Geschäftserfolg. Zu den Top-Entwicklungen zählt eine langzeitstabile, selbstheilende Quarzglas-Generation für Linsensysteme für die Mikrolithografie zur Herstellung von Mikrochips. Und durch ein spezielles Verfahren, mit dem sich direkt aus großen Quarzglas-Zylindern tausende Kilometer Glasfasern am Stück für die Telekommunikation ziehen lassen, ist Heraeus bis heute einer der Marktführer in diesem Bereich. Seit 2010 produziert der Konzern leitfähige Polymere, die als elektrische Funktionsschichten auf flexiblen Touchscreens in Smartphones und Tablet-PCs Anwendung finden.
Erstmals seit dem Jahr 2000 steht ab Juli 2013 mit Jan Rinnert wieder ein Mitglied der Gesellschafterfamilie an der Spitze der Geschäftsführung. Starke organisatorische Veränderungen prägen die 2010er Jahre. Während einige Geschäftsbereiche verkauft wurden, darunter Heraeus Med und Kendro Laboratory Products, erfolgte eine Expansion anderer Bereiche, speziell im industriellen Edelmetallsektor, einschließlich der Dünnfilmtechnik und Bonddraht. 2013 verkauft Heraeus den Geschäftsbereich Dentalprodukte an den japanischen Chemiekonzern Mitsui. 2015 stellt sich der Konzern mit der Umstrukturierung seiner bisherigen sechs Geschäftsbereiche in - heute elf - agilere Operating Companies (OpCo) neu auf. Das Unternehmen setzt auf überdurchschnittliches Wachstum aus eigener Kraft sowie durch Zukäufe und stellt sich unter dem Dach der Heraeus Holding in marktorientierten Geschäftseinheiten auf.
2017 übernimmt Heraeus den Schweizer Edelmetallverarbeiter Argor-Heraeus vollständig an dem das Unternehmen bereits seit 1986 beteiligt war. Damit wird Heraeus zum weltweit größten Anbieter von Edelmetalldienstleistungen. 2018 eröffnet der Konzern in Nanjing, China, die modernste Edelmetallfabrik der Welt und stärkt damit seine führende Position in Handel, Recycling und Verarbeitung von Edelmetallen in China, Asien und weltweit. Im selben Jahr erweitert Heraeus seine Vertriebskanäle in Deutschland und eröffnet in Kooperation mit dem Edelmetallhändler Ophirum GmbH die Online-Plattform Heraeus-Gold.de für Privatkunden.
Darüber hinaus widmen sich mehrere Start-ups neuen Märkten und Geschäftsmodellen. Um agiler agieren zu können fördert Heraeus unabhängig von den OpCo innovative Geschäftsideen, z.B. für amorphe Metalle, gedruckte Elektronik, leistungsfähige Batterien oder Hochleistungsbeschichtungen durch Aerosole. Seit 2018 gibt es auch die Online-Plattform Heraeus-Gold.de auf welcher Privatkunden Heraeus-Edelmetallbarren sowie Münzen diverser Prägestätten erwerben können.
Nach 20 Jahren als Aufsichtsratsvorsitzende wird Jürgen Heraeus von seinem Nachfolger Franz Haniel abgelöst. Die 2020er Jahre sind geprägt von Übernahmen: 2021 übernimmt Heraeus die US-Firma Norwood Medical, ein Hersteller von medizinischen Instrumenten mit mehr als 1.100 Mitarbeitenden. Es ist die größte Übernahme in der Firmengeschichte. Mit dem Kauf der US-Unternehmen Mo-Sci Corporation und ETS Technologies baut Heraeus seine Medizintechnikkompetenz in den Bereichen Medizin- und Spezialglas sowie Wundversorgung aus.
Heraeus beteiligt sich an dem externen Start-up Forciot für Druck- und Zugsensoren und erwirbt die Mehrheit am führenden PET-Recycler revalyu, ehemals perPETual Technologies. 2022 gründet Heraeus mit dem Chemiekonzern BASF zu gleichen Anteilen das Gemeinschaftsunternehmen BASF Heraeus Metal Resource zur Rückgewinnung von Edelmetallen aus verbrauchten Fahrzeugkatalysatoren. Zudem beteiligt sich der Konzern an mehreren Start-up Fonds in der Schweiz und in China. Durch den Einstieg als größter Anteilseigner beim Berliner Start-up Smart Steel Technologies baut Heraeus seine Kompetenz in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und KI-basierter Prozessoptimierung aus.
2023 verkauft Heraeus den Geschäftsbereich für Platin-Temperatursensoren an Yageo, ein Unternehmen für elektronische Komponenten. Durch gezielte Investitionen am Standort Hanau erweitert der Konzern seine Edelmetall-Recyclingkapazitäten und baut seine marktführende Position in Europa weiter aus. Ebenfalls verkauft wurde das Speziallicht-Geschäft Heraeus Noblelight an die US-amerikanische Excelitas Technologies Corp. mit Sitz in Waltham, Massachusetts. Heraeus beteiligt sich seit November 2023 an dem deutsch-französischen Start-up Zadient Technologies, das Siliziumkarbidpulver (SiC) für Hochleistungs-Halbleiteranwendungen, einschließlich Wechselrichter und Ladegeräte für Elektrofahrzeuge, herstellt.
Auch das Jahr 2024 steht im Zeichen von Recycling und der Rückgewinnung von Materialien. Der Konzern hat im Mai 2024 die europaweit größte Recycling-Anlage an seinem Standort Bitterfeld in Betrieb genommen. Diese dient der Rückgewinnung von Seltenen Erden aus Altmagneten von Elektroantrieben und Windkraftturbinen. Zudem sichert Heraeus mit der Übernahme von McCol Metals, einem kanadischen Unternehmen, die Rückgewinnung von Iridium aus verbrauchten Mischmetalloxid-Elektroden. Heute ist die Heraeus Gruppe ein breit diversifiziertes und weltweit führendes Technologie- und Familienunternehmen mit über 17.000 Mitarbeitenden weltweit.