Produktion von Medizintechnik steigern per Digitalisierung
Digitalisierung erweist sich mehr und mehr als Turbo bei der Pandemie-Bekämpfung: Der Ausbruch des Corona-Virus ließ den Bedarf an Beatmungsgeräten in die Höhe schnellen. Für Medizintechnik-Unternehmen bedeutete das, eine Vielzahl von Teilen innerhalb kürzester Zeit in großen Mengen zu produzieren. Besonders wichtige Bestandteile der Lungenmaschinen sind PiCCO-Katheter von Getinge, die mittels modernster Technologie den Zustand von Covid-19-Patienten überwachen.
Heraeus Medical Components unterstützt bereits seit 17 Jahren das Unternehmen bei der Produktion der Katheter – und hat mittels digitaler Lösungen seine Produktionskapazitäten innerhalb kürzester Zeit fast verdoppelt. Als die Corona-Pandemie 2020 praktisch auf der gesamten Welt ausbrach, stieg der Bedarf an medizinischem Gerät sprunghaft um ein Vielfaches. Masken wurden benötigt, ebenso Krankenhausbetten und Beatmungsmaschinen. Um erkrankte Patienten möglichst stabil zu halten, überwachen die Lungenmaschinen wichtige Körperfunktionen. Lange Zeit beherrschten stark invasive Monitoring-Methoden die klinische Praxis. Immer häufiger kommen aber weniger invasive Methoden wie die PiCCO-Technologie zum Einsatz. Die von Pulsion Medical Systems (heute Getinge) entwickelte Technologie kann die Flüssigkeitsmenge in der Lunge besser vorhersagen als herkömmliche Katheter – und damit auch häufiger Symptome von COVID-19 erkennen. PiCCO-Katheter lassen sich flexibel kalibrieren. Sie werden über Artherien in den Patienten eingeführt. Sensoren messen die wichtigsten Parameter des Blutflusses wie Geschwindigkeit und Temperatur sowie des Lungenwassers. Der Katheter zeigt über die Messung, wie stark das Virus die Lunge befallen hat – und wie der Patient am besten zu behandeln ist. Im Ernstfall entscheiden die Messergebnisse über Leben und Tod. Engpässe in diesem Bereich sind keine Option.
Unser Beitrag: Produktion von Medizintechnik wie PiCCO-Kathetern
Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie unterstützte die Geschäftseinheit Heraeus Medical Components das schwedische Medizintechnik-Unternehmen Getinge bei der Produktion der PiCCO-Katheter und Sensoren.
„Die Partnerschaft mit Heraeus begann vor über 20 Jahren“ sagt Jan Führling, Head of Supply Chain bei Getinge. „Seit 2004 stellt Heraeus als Lohnhersteller im Auftrag von uns Medizinprodukte her. Hierbei schätzen wir an Heraeus die Zuverlässigkeit, den in dieser Branche lebenswichtigen hohen Qualitätsanspruch sowie den vertrauensvollen Umgang unter Geschäftspartnern. Nur durch die Kombination dieser Faktoren sind wir in der Lage, Änderungen schnell umzusetzen, auf Nachfrageschwankungen kooperativ zu reagieren und absolut zuverlässige Produkte für die Anwendung am Patienten auf den globalen Markt zu bringen“ sagt Führling.
Als der Bedarf an Beatmungsmaschinen 2020 besonders groß war, musste auch Heraeus Medical Components seine Produktion möglichst schnell hochfahren. „Die Bestellmengen waren so enorm, dass wir Mitte des Jahres 2020 die Produktion fast verdoppeln mussten, und zwar von 600 PiCCO-Kathetern auf 1000 am Tag“, erinnert sich Sebastian Erbe, Site Manager bei Heraeus Medical Components. „Gefühlt von heute auf Morgen mussten wir die Produktion so um 40 Prozent steigern.“ Das gelang nur mit effizienten Methoden – und mittels Digitalisierung. So wurden alle für die Herstellung der PiCCO-Materialien benötigten Informationen auf Tablets verfügbar gemacht. Das sparte nicht nur Papier, sondern auch wichtige Zeit, denn Daten waren nun in Echtzeit für den Einkauf verfügbar. Allein durch die Umstellung auf digitale Organisations- und Verwaltungsprozesse konnte das Team um Sebastian Erbe 500 Produktionsstunden einsparen – und diese anderweitig nutzen. Freigaben und Genehmigungen erfolgten schneller, ebenso wie mögliche Änderungen am Design. Auch wurden mehr Mitarbeitende digital geschult und in den Produktionsprozess eingebunden. Mit Erfolg: Anstatt der üblichen 120.000 Katheter im Jahr konnte Heraeus Medical Components im vergangenen Jahr 160.000 produzieren.
„Als ‚Zulieferer der Zulieferer‘ und Treiber von Innovationen im Bereich Medizintechnik waren wir uns von Anfang an unserer Verantwortung bewusst“, betont Erbe. „Daher haben wir alles unternommen, um unsere Produktionskapazitäten so schnell es geht zu erhöhen. Die Digitalisierung hat uns dabei entscheidend geholfen – nach unseren Berechnungen konnten wir damit 2020 dazu beigetragen, rund 65.000 Leben zusätzlich zu retten.“